Neues Selbstvertrauen

Bauernbund und bäuerliche Organisationen

Der Bauernbund erhält mit Luis Durnwalder 1968 einen ehrgeizigen Direktor, der es versteht, die Mitglieder zu motivieren. Der Bauernstand engagiert sich zunehmend politisch. Ein Zeichen der Emanzipation sind die Gründung der Bauernjugend 1969 und der Bäuerinnenorganisation 1979. Die Bäuerinnen streben nach Mitsprache und Anerkennung ihrer Leistungen am Hof. 1989 wird die Seniorenvereinigung als dritte bäuerliche Organisation gegründet.

Aufschwung im Bauernbund

Seit 1904 sind die Bauern im eigenen Verband organisiert. Im Faschismus verboten, 1945 wiedergegründet, wird der Südtiroler Bauernbund mit dem neuen Direktor Luis Durnwalder ab 1968 wieder zum wirksamen Interessenvertreter. Der Bauernstand gewinnt an Selbstvertrauen und Motivation, sich in der Politik zu engagieren. Durnwalder selbst wird 1973 in den Landtag gewählt, 1979 Landesrat für Landwirtschaft und von 1989 bis 2014 Landeshauptmann. 

 

Der Bauernbund entwickelt sich zum Dienstleister. Verantwortlich dafür ist die zunehmende Bürokratie in der Landwirtschaft. Die Bauern können nicht sämtliche Dokumentation selbst im Auge behalten und betrauen damit ihren Verband. 1975 wird die Buchhaltungsabteilung im Bauernbund eingerichtet, drei Jahre später die Mehrwertsteuerabteilung. Die Bauern werden seit 1970 über das Fachblatt „Südtiroler Landwirt“ informiert.

 

Luis Durnwalder, früherer Direktor, Georg Viehweider, langjähriger Mitarbeiter, und Georg Mayr, ehemaliger Obmann des Bauernbundes, erzählen von der Entwicklung des Verbandes:

Luis Durnwalder
Georg Viehweider
Georg Mayr

Anfänge der Bauernjugend

Der Bauernbund gründet 1969, unter zähem Ringen mit der Kurie, eine eigene Nachwuchsorganisation. Die Bauernjugend hat zu Beginn ausschließlich männliche Mitglieder, steht aber bald auch Mädchen offen. Dem Landesobmann der Bauernjugend ist seit 1974 eine Landesleiterin beigestellt.

 

Wichtigstes Ziel der Bauernjugend ist die Aus- und Weiterbildung. Ihre Ortsgruppen sind Ansprechpartner für die Organisation von Vorträgen und Kursen. Die Bauernjugend stärkt die bäuerliche Weiterbildung in den Dörfern. Daneben setzt sich die Nachwuchsorganisation für eine aktive Freizeitgestaltung ein. Sie organisiert Handmähwettbewerbe und trägt Traktorgeschicklichkeitsrennen aus. Ein wichtiges Anliegen ist der Erhalt der Bräuche und Traditionen. So organisiert die Bauernjugend die Landestrachtenschauen im Waltherhaus in Bozen. 

 

Der erste Landessekretär der Bauernjugend, Georg Viehweider, und die erste Landesleiterin Maria Clementi Ladurner schildern die Anfänge der SBJ.

Georg Viehweider
Maria Clementi Ladurner

Bäuerinnen für mehr Stellenwert

Der Stellenwert der Bäuerinnen ist lange Zeit gering. Es fehlt am Mitspracherecht am Hof und an der wirtschaftlichen Absicherung der Bäuerin. Durch Kontakte mit Bäuerinnenverbänden der Nachbarländer reift die Idee zur Gründung einer eigenen Organisation. 1979 schließt sich der Landesbauernrat diesem Wunsch an und beschließt anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums des Bauernbundes die Gründung der Bäuerinnenorganisation.

 

In schneller Folge entstehen Orts- und Bezirksgruppen der Bäuerinnen. Maria Leiner aus Marling wird 1981 zur ersten Landesbäuerin gewählt. Ein höherer Stellenwert der Bäuerin und mehr Mitspracherecht sind von Beginn an Ziele der Bäuerinnen. Ein bedeutendes Anliegen ist die Weiterbildung der Bäuerinnen. Später kommen das Trachtenwesen und die Brauchtumspflege als wichtige Themen hinzu. 

 

Die erste Landesbäuerin Maria Leiner und der erste Landessekretär der Bäuerinnen, Georg Viehweider, erinnern sich an die Gründung der Organisation.

Maria Leiner Gufler
Georg Viehweider

Die Bäuerinnen engagieren sich bei der Unterstützung von unverschuldet in Not geratenen Bauernfamilien. 1982 legen Bauernbund, Bäuerinnenorganisation und Bauernjugend den Grundstein für die Gründung des Notstandsfonds. Über den Bäuerlichen Notstandsfonds wird fortan die Unterstützung von Bauernfamilien in Not organisiert.

Gründung der Seniorenvereinigung

1989 wird die „Vereinigung der Bauernrentner“ als dritte bäuerliche Organisation gegründet. Erster Präsident ist Josef Burger. Die später in „Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund“ umbenannte Organisation setzt sich für die soziale Absicherung der Bauern und die Beratung der Altbauern ein. 

 

Die Vereinigung fördert zudem die Gemeinschaft unter den Senioren und engagiert sich für ein gutes Zusammenleben der Familien am Hof. Die Seniorenvereinigung hat wesentlichen Anteil daran, dass ältere Bauern neuen Entwicklungen in der Landwirtschaft positiv gegenüberstehen.