Gefragtes Wissen

Bildung und neue Entwicklungen

Mit der Spezialisierung steigen die Anforderungen an die Bauern, aber auch ihr Wissensdrang. Die Bauern benötigen agronomische Kenntnisse, um Produkte in konstanter Menge und Qualität an die Genossenschaften zu liefern. Zur Verbesserung des Obst- und Weinbaus wird 1962 die Fachschule Laimburg gegründet und 1972 um ein Versuchszentrum erweitert. Gemeinsam mit dem Beratungsring für Obst- und Weinbau gelingt es, Fortschritte wie die gezielte Bodendüngung und den nützlingsschonenden Pflanzenschutz zu verbreiten. 

Fachschulen und Kurse

Südtirol ist bei der landwirtschaftlichen Ausbildung im Rückstand. Das Land beginnt in den 1950er Jahren mit der Errichtung von land- und hauswirtschaftlichen Fachschulen, zuerst 1952 in der Fürstenburg bei Burgeis. Die Fachschule Dietenheim, die als einzige bereits bestand, wird 1955 ausgebaut.

 

Die Abteilung „Bäuerliche Berufsertüchtigung“ im Assessorat organisiert Kurse und Vorträge für Bauern und die bäuerliche Jugend. Ansprechpartner vor Ort sind die sogenannten Ortsfachbeauftragten, aus denen sich später die ersten Ortsgruppenleiter der Bauernjugend rekrutieren. In den 1960er Jahren kommen eigene Kurse für Bäuerinnen hinzu, die u. a. hauswirtschaftliche Themen und den Urlaub am Bauernhof zum Inhalt haben.

 

Maria Bertolini hat die bäuerliche Weiterbildung im Assessorat für Landwirtschaft führend umgesetzt.

Maria Bertolini Koppelstätter

Gründung der Laimburg

1962 gründet die Landesverwaltung die Obst- und Weinbauschule Laimburg in Pfatten. Die Schule bildet Jungbauern und -bäuerinnen für den fachgerechten Obst- und Weinbau aus. Dazu hat die Laimburg von Beginn an einen hohen Praxisbezug zum Ziel. Was die Schüler im Unterricht lernen, können sie anschließend im schuleigenen Landwirtschaftsbetrieb üben.

 

1972 wird die Laimburg um ein Versuchszentrum erweitert. Dessen Forschungstätigkeit bildet die Grundlage für die Anwendung neuer Anbaumethoden im Obst- und Weinbau. Die Arbeit des Versuchszentrums führt unter anderem zur Verbreitung der kleinwüchsigen Apfelbäume und zu Verbesserungen im Pflanzenschutz. Mit der Einrichtung eines Labors wird die Bodendüngung verbessert. Außerdem ist die Laimburg an der Entwicklung des modernen Kühlverfahrens in Obstmagazinen beteiligt.

 

Die langjährigen Direktoren Hermann Mantinger und Rainer Tschirner schildern die Entwicklung des Versuchszentrums und der Fachschule Laimburg.

Hermann Mantinger
Rainer Tschirner

Innovationen im Obst- und Weinbau

Bauern gründen 1957 den Beratungsring für Obst- und Weinbau in Lana. Der Beratungsdienst unterstützt die Landwirte in Anbaufragen. Als Bindeglied zwischen Praxis und Forschung treibt der Beratungsring wichtige Entwicklungen im Obst- und Weinbau voran. Beispiele sind der Wechsel zur Drahterziehung im Weinbau und die Verbreitung der kleinwüchsigen Apfelbäume.

 

Der Beratungsring zeigt das Abschießen von Raketen in Gewitterwolken, um Hagelschläge zu verhindern, als wirkungslos auf und empfiehlt stattdessen eine Hagelversicherung. Frostnächte verursachen immer wieder große Ernteschäden. Mitte der 1950er Jahre entwickeln Terlaner Obstbauern die Frostberegnung und haben damit durchgreifenden Erfolg. Im ganzen Land werden Beregnungsanlagen gebaut, die zugleich der Frostabwehr dienen.

 

Der frühere Obmann Peter Brigl berichtet von den Anfängen des Beratungsringes und neue Entwicklungen im Obstbau.

Peter Brigl

Biologischer und integrierter Anbau

Bis in die 1970er Jahre kommen immer schärfere Schädlingsbekämpfungsmittel zum Einsatz. Beeinflusst von Entwicklungen im Ausland legen Beratungsring und Laimburg den Fokus auf das Einbeziehen von Nützlingen. So verbreitet sich ab Ende der 1980er Jahre der integrierte Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau. Mit der Verbreitung der biologischen Landwirtschaft gewinnt auch die Bioberatung im Beratungsring an Bedeutung. Die ersten Biobauern sind Pioniere auf ihrem Gebiet.

Professionelle Tierzucht

Die Bauern entwickeln die Viehzucht und Milchproduktion weiter. Während sich Milchhöfe und Sennereiverband um die Milchqualität und Produktvermarktung kümmern, leisten die Rinderzuchtverbände Beratung und Kontrolle in Sachen Fütterung und Zucht. Mit der Einführung der Leistungskontrolle steigt die durchschnittliche Milchleistung von rund 3000 Kilogramm im Jahr 1969 auf heute etwa 7000 Kilogramm Jahresleistung. 

 

Johann Gasser, ehemaliger Obmann der Vereinigung Südtiroler Tierzuchtverbände, über die Meilensteine in der Tierzucht.

Johann Gasser