Macht die Zimmer frei!

Tourismus und Landwirtschaft

In den 1960er Jahren bricht der Tourismus über Südtirol herein. Die bäuerlichen Familien richten Gästezimmer ein und bewirten Urlauber auf ihren Höfen. Im Bauboom der 1970er Jahre erweitern viele Bauernfamilien ihre Hofstellen für die touristische Nutzung. Später geht die Entwicklung behutsamer voran. Der Urlaub auf dem Bauernhof wird ein unverzichtbarer Zuerwerb für viele Bauernfamilien.

Die „wilden Jahre“

Dank der marktorientierten Produktion und der Genossenschaften können Südtirols Bauern kleine Höfe wirtschaftlich sinnvoll führen. Dennoch sind viele bäuerliche Familien auf einen Zu- oder Nebenerwerb angewiesen. Der in den 1960er Jahren einsetzende Tourismusboom bietet dazu die Gelegenheit. Vor allem Touristen aus Deutschland, die immer zahlreicher ins Land kommen, suchen nach Landluft und bäuerlichem Ambiente. 

 

Die bäuerlichen Familien reagieren auf die Nachfrage und machen Zimmer für die Gäste frei. Das damalige Raumordnungsgesetz ermöglicht den großzügigen Ausbau von Hofstellen mit neuen Fremdenbetten. Eine hohe Inflationsrate und öffentliche Unterstützung fördern den touristischen Ausbau zusätzlich. Ab den 1980er Jahren ändern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, und die Entwicklung geht behutsamer voran.

Engagement der Bäuerinnen

Der Urlaub auf dem Bauernhof ist die Domäne der Bäuerin. Sie kümmert sich um die Einrichtung der Zimmer und die Verpflegung der Gäste. Der erfolgreiche Einstieg in den Tourismus steigert das Arbeitspensum vieler Bäuerinnen, aber auch ihr Ansehen und Selbstwertgefühl. Die Bäuerinnen besuchen Weiterbildungsveranstaltungen und festigen den Kontakt untereinander. 

 

Die Bäuerin Rosa Lesina Debiasi Kaserer hat schon früh Urlaub auf dem Bauernhof betrieben.

Rosa Debiasi Kaserer

Der Urlaub auf dem Bauernhof etabliert sich als wichtiges Standbein der Landwirtschaft. Der Bauernbund fördert die qualitative Weiterentwicklung. Bereits 1975 wird die Abteilung „Urlaub auf dem Bauernhof“ im Bauernbund gegründet.